Vor der nächsten Besprechung noch schnell ein Telefonat, die Aufgaben der kranken Kollegin noch mit übernommen und dann kommt der Kollege mit einer Frage. Hatte ich nicht noch einen Rückruf versprochen? Und wieso hat der Chef mich heute Morgen schon wieder so komisch angeguckt?! Diese oder ähnliche Situation kennen sicherlich einige von uns.
Termin- und Leistungsdruck, ständige Unterbrechungen, fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte oder auch soziale Konflikte können bei uns Stress auslösen. „Stress" - ein Begriff, der sich in den letzten Jahren zu einem Modewort entwickelt hat. Und sind wir an dieser Stelle ehrlich: wir alle waren schon einmal „im Stress". Dabei ist Stress eine ganz natürliche Reaktion des Körpers auf verschiedene Arten von Belastungen, denn es ist nichts anderes als die seelischen und körperlichen Auswirkungen von Belastungen auf lebende Körper (Kaluza, 2012). Er entsteht, wenn die persönlichen Anforderungen mit den Möglichkeiten der Bewältigung im Ungleichgewicht stehen.
Das Wort „Stress" hat, wenn man das hier so liest, immer einen negativen Beigeschmack. Das ist einerseits richtig, denn dauerhaft gestresst zu sein, kann uns krank machen. Es besteht kein Zweifel daran, dass Stress zu den wichtigsten gesundheitlichen Risikofaktoren zählt, mit denen Menschen in der modernen westlichen Gesellschaft konfrontiert sind (Kaluza, 2012). Dabei kann Stress aber auch positiv sein. Was genau steckt dahinter?
Stress ist nicht gleich Stress: Eustress und Distress
Eustress, also die gute Form von Stress, treibt uns an. Stress kann also motivieren und uns dazu bewegen Leistungen zu erbringen und eine Aufgabe zu verfolgen. Um also produktiv und gefordert, im sog. „Flow" zu sein, braucht man ein gesundes Maß an positivem Stress. Und manche Menschen sagen von sich selbst, dass sie gewissen Druck brauchen, um Aufgaben zu erledigen - hier kann Stress in gewissem Maße also förderlich sein. Normalerweise kehrt der Körper nach einer herausfordernden Situation wieder zur gesunden Funktionsweise zurück. Passiert das nicht oder viel zu selten, kann Stress krank machen.
Negativer Stress (Distress) tritt demnach auf, sobald wir uns mit anfänglich positivem Stress überfordert fühlen. Dies kann frustrierend wirken, weil keine absehbare Lösung für die zu bewältigende Aufgabe in Sicht ist. Mit dieser Art von Stress mussten die meisten von uns bereits eigene Erfahrungen sammeln.
Wer dauerhaft gestresst ist, spürt irgendwann körperliche Folgen.
Damit es nicht so weit kommt, müssen wir auf die Warnzeichen achten.
Körperliche Auswirkungen vom negativen Stress können z.B. erhöhter Blutdruck, schneller Herzschlag sowie eine schnelle und flache Atmung sein. Manche berichten von Muskelverspannungen insbesondere von Nacken, Schultern und Rücken, man beginnt zu schwitzen, obwohl Hände und Füße kalt sind. Achten Sie in den kommenden Tagen einmal ganz gezielt auf die Anzeichen, mit denen Ihr Körper Ihnen signalisiert, dass er gestresst ist. Wo und wie macht sich in Ihrem Körper die Anspannung am ehesten bemerkbar? Legen Sie sich dazu am besten einen Zettel hin (vielleicht wollen sie noch einen Körperumriss darauf malen) und schreiben Sie die Anzeichen auf.
Wer diese Anzeichen ernst nimmt, kann schlimmeren Folgen vorbeugen: Burnout (= „Ausgebranntsein"). Burnout passiert nicht von einem Tag zum anderen, sondern es ist ein langsamer schleichender Prozess. Es handelt sich damit um einen andauernden und schweren Erschöpfungszustand infolge einer chronischen Stressreaktion mit sowohl körperlichen als auch seelischen Beschwerden. Die Entwicklung des Burnout beginnt meist mit einer längeren Phase erhöhter Anforderungen und starken Engagements. Allmählich schleichen sich erste Anzeichen einer nachlassenden Leistungsfähigkeit ein. Die Konzentration nimmt ab, Fehler nehmen zu, die dann zusätzliche »Nach«-Arbeit erforderlich machen. Wenn Betroffene zum Arzt gehen – was meistens immer wieder hinausgeschoben wird –, dann zumeist wegen der körperlichen Störungen, die dann auch diagnostiziert und symptomatisch behandelt werden. Das zugrunde liegende Burnout bleibt zumeist unerkannt (Kaluza, 2012).